Ein Jahr des Konflikts, ein Jahr des Leidens: Am Vorabend des einjährigen Bestehens des Krieges im Sudan stehen Millionen Menschen, insbesondere Kinder, vor einer katastrophalen humanitären Krise. Es ist ein unmissverständlicher Hilferuf aus der Region, der in den Wirren internationaler Krisen beinahe ungehört verhallt.
Am 15. April markiert ein düsteres Jubiläum die Chronik des Sudans, ein Jahr blutige Auseinandersetzungen, ein Jahr unerträgliche Not. Eine Hungerkrise ungeahnten Ausmaßes bedroht die bereits geschwächte Bevölkerung, unter ihnen etwa vier Millionen Kinder. Der lokale Leiter der Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer, Abdelrahman Mubarak, berichtet von zerrütteten Gemeinden, zusammengebrochenen Gesundheits- und Bildungssystemen und einem akuten Mangel an grundlegenden Bedürfnissen wie Nahrung, Wasser, Medizin und Obdach.
Fast 12 Millionen Menschen sind mittlerweile innerhalb des Landes auf der Flucht, leben unter prekären Bedingungen in Flüchtlingslagern oder notdürftigen Unterkünften, so Mubarak. Viele Kinder leiden unter schwerer Unterernährung; ein entsetzlicher Zustand, der weitreichende Folgen hat.
Eine Zukunft ohne Bildung?
In der Not verwandelte Schulen dienen als Zufluchtsstätten für viele Familien, wobei alle Bildungseinrichtungen seit Kriegsbeginn geschlossen sind. Ein Umstand, der die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die betroffenen Kinder dramatisch schmälert. Darüber hinaus wird das Leid durch die Unterversorgung an lebensnotwendigen Mitteln verschärft, insbesondere durch die unzureichende Finanzierung internationaler Hilfsorganisationen.
Mit der Versorgung durch die internationalen Hilfsorganisationen steht und fällt die Überlebensfähigkeit der Geflüchteten im Sudan. Die Unterfinanzierung trifft jedoch gerade die NGOs, die vor Ort aktiv sind und dringliche Hilfe leisten wollen.
Die Ohnmacht der internationalen Gemeinschaft?
In den Fokus der Weltöffentlichkeit gehören die drastischen Zustände im Sudan, betont Mubarak. Nur wenn die internationalen Kräfte Notiz nehmen und Druck auf die Konfliktparteien ausüben, besteht eine Chance auf Beendigung des Leids. Die Hilfskräfte vor Ort, einschließlich der SOS-Kinderdörfer, setzen sich unermüdlich dafür ein, Menschenleben zu retten und eine Spur der Hoffnung zu hinterlassen.
Not in den SOS-Kinderdörfern
Selbst die Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer, die seit über 40 Jahren im Sudan tätig sind, sind nicht verschont geblieben. Nach gewaltsamen Übernahmen durch bewaffnete Gruppierungen mussten viele Kinder evakuiert und in Sicherheit gebracht werden. Hier zeigt sich die direkte Auswirkung des Konfliktes auf die unschuldigsten Mitglieder der Gesellschaft.
Steigende Zahlen flüchtender Kinder – eine globale Krise
Die Zahl der Kinder auf der Flucht ist weltweit besorgniserregend gestiegen: Zwischen den Jahren 2010 und 2021 erhöhte sich die Zahl der gewaltsam vertriebenen Kinder um geschätzt 230 Prozent auf 36,5 Millionen. Eine erschütternde Entwicklung, die verdeutlicht, wie dringlich die internationale Unterstützung und Aufmerksamkeit für solche Krisen benötigt wird.
Dieser Bericht ist ein Weckruf an die Welt, nicht wegzusehen, sondern aktiv zu werden, um das Leid im Sudan zu lindern und die Spirale von Krieg und Gewalt zu durchbrechen.