Eine humanitäre Krise erschüttert den Südsudan: Täglich fliehen hunderte Menschen vor Konflikten und Gewalt über die Grenze, ein Ende ist nicht in Sicht.
Nach nahezu zwölf Monaten ununterbrochener Konflikte im Sudan hat sich die Zahl der Geflüchteten, die Schutz im Südsudan suchen, auf über 600.000 erhöht. Tag für Tag strömen schätzungsweise 1.000 Menschen zusätzlich ins Land, geplagt von der glühenden Hitze und oft ohne jeglichen Besitz, denn viele wurden auf ihrer Flucht ausgeraubt oder haben alles zurücklassen müssen. Kinder berichten davon, dass sie zusehen mussten, wie Familienmitglieder ums Leben kamen.
Die Situation an den Grenzen, vor allem am Übergang Joda im Bundesstaat Upper Nile, ist dramatisch. Bis zu 200 Menschen müssen auf LKW’s, die nur über Stehplätze verfügen, eine zweistündige Fahrt in die überfüllten Transitzentren der Stadt Renk auf sich nehmen. Obwohl sie eigentlich für maximal 3.000 Menschen ausgelegt sind, beherbergen diese Zentren momentan mehr als 15.000 Geflüchtete.
Viele der Geflüchteten müssen unter dem bloßen Himmel schlafen, es mangelt an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung. Normalerweise verbleiben die Menschen rund zwei Wochen in diesen Camps, bevor sie weitere Strapazen auf sich nehmen müssen, ob sie nun eine zweitägige Reise auf dem Nil in den Süden des Landes antreten oder in ein Flüchtlingscamp nach Maban gebracht werden.
Die Organisation Save the Children leistet wichtige Unterstützung. Sie bietet von der Grenze bis zu den Booten auf dem Nil Unterstützung und hat Spiel- und Schutzräume für Kinder eingerichtet. „Wir wollen sicherstellen, dass die Kinder, die hier ankommen, geschützt werden und dass unbegleitete Mädchen und Jungen so schnell wie möglich wieder mit ihren Familien zusammengeführt werden“, erklärt Pornpun Rabiltossaporn, Länderdirektorin von Save the Children im Südsudan.
Doch die Herausforderungen sind immens und die benötigten Ressourcen weitgehend ungesichert. Der Appell der Vereinten Nationen um Hilfe, welcher ein Volumen von 1,8 Milliarden US-Dollar umfasst, ist bisher nur zu 18 Prozent finanziert. Die Geschäftsführerin von Save the Children International, Inger Ashing, betont die Dringlichkeit der Lage: „Dies ist eine der am meisten übersehenen Krisen der Welt und die Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag.“
Herzzerreißende Geschichten von Kindern, die Zeugen des Todes ihrer Eltern wurden oder von ihren Familien getrennt sind, erreichen uns täglich. Sie wünschen sich nichts sehnlicher als einen Hauch von Normalität und die Rückkehr zur Schule.
Inger Ashing, Geschäftsführerin von Save the Children International
Auch die 37-jährige Amira*, die ihre Heimat und ihren Beruf als OP-Schwester in Khartum hinter sich lassen musste, berichtet: „Wir haben alles zurückgelassen. Mein Mann und ich hatten gute Jobs, mein Sohn war glücklich in der Schule, aber von einem auf den anderen Tag mussten wir fliehen. Jetzt ist unsere größte Hoffnung, wieder sesshaft zu werden, damit unsere Kinder zur Schule gehen können.“
- Save the Children ist seit 1991 im Südsudan tätig.
- Die Organisation erreichte 2023 über 1,9 Millionen Menschen, darunter 1,1 Millionen Kinder.
- Kinder erhalten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Ernährungshilfe.