Wandel im Büro: Wie die junge Generation die Kommunikationskultur prägt.
Der Einzug der Generation Z in die Berufswelt führt zu einem Kulturwandel – auch in der Art und Weise der Kommunikation. Doch sind traditionelle Anreden wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ noch zeitgemäß oder wirken sie veraltet?
Die Generation Z ist dabei, die Arbeitswelt zu betreten und bringt frischen Wind in die Bürogänge. Laut Jonathan Lösel, dem Vorsitzenden des Knigge-Rats, passt sich mit ihr die Sprache den neuen Gegebenheiten an. Die Frage, ob man noch „Sehr geehrte Damen und Herren“ verwenden sollte, ist nicht nur eine Frage des Alters oder der Etikette, sondern auch ein Zeichen dafür, wie sich die Kommunikation im Arbeitskontext entwickelt.
Wie beginnt man die Kommunikation?
Im Interview gibt Lösel zu gewissen Standards in der geschäftlichen Kommunikation Rat. Er empfiehlt, im beruflichen Kontext stets mit der förmlichsten Form der Anrede zu beginnen. Selbst bei geringem Altersunterschied, wie im Falle des Interviewers, der lediglich ein Jahr jünger als Lösel ist, rät er zur Nutzung von Formulierungen wie „Sehr geehrter Herr Lösel“, vor allem beim ersten Kontakt.
Anpassen der Anrede im Kontext
Die Anrede kann jedoch je nach Kommunikationskanal und Unternehmenskultur angepasst werden. In sozialen Medien etwa würde eine förmliche Anrede wie „Sehr geehrter“ eher verwundern, betont Lösel.
Die junge Generation und die Kommunikation
Mit der Generation Y und den darauf folgenden Altersgruppen hat sich eine Kultur des Duzens und eine generell lockerere Art der Ansprache etabliert, eng verbunden mit dem Siegeszug der sozialen Medien. Lösel vermutet, dass der Wechsel von einer förmlich zu einer weniger förmlichen Anrede bei den jüngeren Generationen schneller erfolgt als bei den Älteren. Doch innerhalb der nächsten zehn Jahre, so Lösel, wird die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ nicht verschwinden, da sie tief in unserem Sprachgebrauch und auch in DIN-Norm 5008 verankert ist.
Auch in der Bewerbungskommunikation empfiehlt Lösel die formale Anrede, allerdings nach Möglichkeit mit konkretem Ansprechpartner, um Interesse am Unternehmen zu demonstrieren. Gleiches gilt für den universitären Kontext sowie für Start-ups, bei denen oft eine Duz-Kultur herrscht.
Alternativen in der inklusiven Sprache
Die zunehmende Verbreitung des Genderns in der Sprache stellt neue Anforderungen an die Ansprache, insbesondere um nicht-binäre Personen einzuschließen. Hier bietet Lösel Alternativen wie „Sehr geehrte Teilnehmende“ oder das Weglassen des „Herr“ oder „Frau“ vor dem Namen an.
Titel in der Anrede
Auch der Umgang mit akademischen Titeln und Berufsbezeichnungen wird angesprochen. Lösel betont, dass Titel bei einem Erstkontakt angegeben werden sollten, da sie offiziell Teil des Namens sind.
Feingefühl in der Kommunikation
Feingefühl entwickelt man nach Lösel durch Aufmerksamkeit für das Gegenüber, auch jenseits der direkten Kommunikation. Beobachtet man etwa, dass eine Person in einer E-Mail eine persönliche Note wie Wetterberichte oder Feiertagswünsche einbringt, kann man darauf eingehen und dies in der eigenen Antwort aufgreifen, um eine angenehme Kommunikationsebene zu schaffen.
Verabschiedungen in E-Mails
Für Verabschiedungen empfiehlt Lösel Formulierungen wie „Herzliche Grüße“ oder „viele Grüße“. Er rät davon ab, eine förmliche Anrede mit einer sehr lockeren Verabschiedung zu mischen, da dies für Verwirrung sorgen könnte. Viele Unternehmen verwenden mittlerweile abwechslungsreichere Verabschiedungen.
Sprachliche Nuancen und der angemessene Einsatz von „Liebe Grüße“ spielen auch eine entscheidende Rolle. Lösel selbst nutzt diese Form allerdings erst, wenn bereits eine Geschäftsbeziehung besteht. Die Art und Weise der Kommunikation ist ein kontinuierlicher Prozess des Abwägens und Anpassens an die jeweilige Situation und die betroffenen Personen.