Ein Überblick über die Herausforderungen in der Landwirtschaft und die Prognose des DRV.
Im Zuge der agrarwirtschaftlichen Entwicklungen wurde die Stilllegungspflicht von vier Prozent der Ackerflächen kurzzeitig aufgehoben, was zu spät für die Getreideernte des Jahres 2024 kam. Guido Seedler, der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), hebt hervor: „Die Entscheidung ist absolut richtig, kommt aber für den Getreideanbau schlichtweg zu spät.“ Im Herbst treffen Landwirte bereits ihre Auswahl von Kulturen, wodurch das Getreide, das üblicherweise in dieser Saison gesät wird, kaum profitieren kann. Ein weiteres Problem sei die notwendige Vorlaufzeit für eine gewährleistete Saatgutversorgung.
Die landwirtschaftliche Branche steht vor einer schwierigen Lage: Aufgrund zu später gesetzlicher Anpassungen und einer globalen Nachfragesteigerung nach agrarischen Produkten um 50 Prozent bis zum Jahr 2050, ist die Versorgung gefährdet. Anpassungen in der Fruchtfolge müssen laut Seedler frühzeitig erfolgen, um Landwirtschaft und Saatguterzeuger genügend Zeit zur Einstellung zu bieten.
Wetterbegünstigtes Wachstum mit Risiken
Das milde Klima und gut versorgte Böden haben diesen Frühling zu einem schnellen Wachstum von Raps und Getreide geführt, was einen Vegetationsvorsprung von etwa zehn Tagen bedeutet. Dies birgt jedoch das Risiko von Spätfrösten, welche entwickelte Pflanzen stark schädigen können.
Anknüpfend an die vorherigen Schätzungen erwartet der DRV eine Getreideernte von gut 41 Millionen Tonnen und eine Rapsernte von knapp vier Millionen Tonnen. Diese Prognosen liegen unterhalb des Vorjahres und sind laut Experten hauptsächlich auf die geringeren Anbauflächen zurückzuführen.
Über den Deutschen Raiffeisenverband
Der DRV fungiert als politischer Spitzenverband sämtlicher Genossenschaften im deutschen Agrar- und Ernährungssektor. Mit 1.693 Mitgliedsunternehmen, die in Erzeugung, Handel und Verarbeitung aktiv sind, spielen sie eine essenzielle Rolle in der Lebensmittelwertschöpfungskette und generieren einen Umsatz von 85,6 Milliarden Euro. Sowohl agrarorientierte Unternehmer als auch Winzer und Gärtner gehören zu den Genossenschaftsmitgliedern und sind somit Teilhaber.
Notwendigkeit rechtzeitiger politischer Maßnahmen
Die Aussetzung der Stilllegungspflicht war ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings erfordern solche Maßnahmen eine frühzeitige Umsetzung. Der DRV drückt seine Empfehlung aus, dass sowohl die EU-Kommission als auch die Bundesregierung ihre Entscheidungsprozesse beschleunigen, um der Landwirtschaft den nötigen Zeitrahmen zur Umstellung zu ermöglichen und um den Anforderungen der wachsenden Weltbevölkerung gerecht zu werden.
- Fruchtfolgeplanungen erfolgen vor der Herbstaussaat.
- Die Saatgutversorgung benötigt Vorlaufzeit.
- EU-Nachfrage nach agrarischen Rohstoffen wächst stetig.
- Vegetationsvorsprung bringt Risiken von Spätfrösten mit sich.
- Dringender Bedarf an zeitnahen politischen Entscheidungen.