Europas Handel steht vor digitalen Hürden – ein drängendes Plädoyer für Integration und Bürokratieabbau.
Der heutige Tag markiert einen wichtigen Moment für den digitalen Handel innerhalb Europas. Die Veröffentlichung des Letta-Reports durch den Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) offenbart einen kritischen Blick auf den Zustand des EU-Binnenmarkts und die Herausforderungen für KMUs, einhergehend mit einem Aufruf an die neue EU-Kommission, dringend erforderliche Änderungen herbeizuführen.
Der Report deckt lokalen Protektionismus und einen „mangelnden politischen Willen für eine weitere Integration“ auf, was große Nachteile für den Wettbewerb und somit auch für die Verbraucher:innen mit sich bringt. Alien Mulyk, Leiterin Public Affairs Europa beim bevh, betont die Bedeutung des freien Binnenmarktes, vor allem für digitale Geschäftsmodelle, die die Möglichkeit haben sollten, kundenunabhängig innerhalb Europas zu agieren.
Trotz der versprochenen Einheitlichkeit Europas sieht sich der grenzüberschreitende Handel mit einem Berg von bürokratischen Hürden konfrontiert. Beispielhaft ist die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Verpackungen zu nennen, die in jedem EU-Land separat registriert werden muss. Dies bedeutet 27-malige Registrierungskosten sowie 27-malige Reportingpflichten, was gerade für kleinere Unternehmen zu einem Ausschlusskriterium für das europaweite Geschäft werden kann.
Der Weg zur Lösung – EPR-One-Stop-Shop
Der Letta-Report gibt der neuen EU-Kommission Hausaufgaben auf und fordert einen Wandel. Zwar wurden in der letzten Legislaturperiode viele neue Gesetze umgesetzt, doch nun liegt es an der kommenden Kommission, diese Gesetze für den Binnenmarkt zu optimieren. Das Ziel sollte laut bevh die Schaffung eines zentralen Verwaltungssystems sein – ein sogenannter EPR-One-Stop-Shop, der die bürokratischen Vorgänge europaweit standardisiert und stark vereinfacht.
Ein solcher One-Stop-Shop könnte die zahlreichen Verpflichtungen bezüglich der erweiterten Herstellerverantwortung unter einem Dach vereinen und so den Handel innerhalb Europas stärken. Es wird deutlich, dass die zunehmende Bürokratie in den Nationalstaaten weder mit den digitalen Geschäftsmodellen noch mit dem Geist einer vereinten EU vereinbar ist.
Vision eines integrierten Binnenmarktes
Die Erkenntnisse des Letta-Reports und die Position des bevh sind eindeutig: Ein funktionierender Binnenmarkt ist essentiell für das Wachstum europäischer Händler. Dies spiegelt sich in der Vision eines europäischen Handels wider, der frei von überflüssigen bürokratischen Fesseln ist, die derzeit das Potenzial kleinerer und mittlerer Unternehmer:innen untergraben.