Die Zukunft der Ernährung: Wie realistisch sind die neuen DGE-Empfehlungen?
Dr. Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, setzt sich kritisch mit den neu überarbeiteten Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) auseinander. Sie anerkennt den wachsenden klima- und gesundheitsbewussten Ansatz in der Bevölkerung, der in Studien und Befragungen deutlich wird und nun auch von der DGE aufgegriffen wurde. Dieser Trend zur gesünderen und nachhaltigeren Ernährung sei durchaus positiv zu bewerten.
Die Herausforderung der Umsetzung
Ein wesentliches Problem sieht Dr. Reimann jedoch in der praktischen Umsetzung der DGE-Empfehlungen. Die Vorgaben erfordern eine deutliche Reduzierung des Fleischkonsums um fast zwei Drittel und eine erhebliche Erhöhung des Verzehrs von Nüssen, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten sowie eine Verdopplung der Gemüse- und Obstzufuhr. Diese Ziele erscheinen in der aktuellen Ernährungsumgebung für viele kaum erreichbar.
Ansätze für eine praktikable Ernährungswende
Um diese ehrgeizigen Ziele nicht als unrealistisch abzutun, fordert Reimann die Entwicklung von konkreten Lösungsansätzen. Sie betont, dass die Ernährungsumgebungen so gestaltet werden müssen, dass die gesunde und nachhaltige Wahl zur leichteren Option wird. Verhaltensforschung der letzten Jahre zeigt, dass dies der Schlüssel zum Erfolg ist.
- Supermarktverpackungen: Gesunde und klimafreundliche Produkte sollten einfach zu erkennen sein.
- Preisgestaltung: Nachhaltige Produkte müssten preislich attraktiver sein.
- Kitas und Schulen: Hier sollte ein Mindeststandard für gesunde Ernährung etabliert werden.
Evidenzbasierter Instrumentenmix als Unterstützung
Als nächster Schritt gilt es, einen evidenzbasierten Mix aus verschiedenen Instrumenten zu entwickeln. Dies soll Verbraucherinnen und Verbraucher dabei unterstützen, die ambitionierten Empfehlungen leichter zu erreichen und somit eine positive Veränderung in der Ernährungsweise der Bevölkerung herbeizuführen. Die Umsetzung einer solchen Ernährungswende bleibt eine gesellschaftliche Herausforderung, die ein Umdenken in vielen Bereichen erfordert.
Faire Ernährungsumgebungen als Schlüsselelement
Die Schaffung von fairen Ernährungsumgebungen, in denen gesunde und nachhaltige Produkte leicht zugänglich und erschwinglich sind, wird als Schlüsselelement gesehen. Es geht darum, den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Entscheidung für eine gesündere Lebensweise zu erleichtern und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Es ist ein langer Weg, die alltäglichen Ernährungsgewohnheiten anzupassen, aber mit dem richtigen Ansatz und den passenden Werkzeugen ist es möglich, die Ziele der DGE in greifbare Realität umzusetzen. Dr. Reimanns Perspektive zeigt auf, wie wichtig es ist, den Individuen nicht nur Vorschriften zu machen, sondern sie auf ihrem Weg zu einer gesünderen Lebensweise zu begleiten und zu unterstützen.