Die soziale und wirtschaftliche Lage kleiner und mittlerer Bauernhöfe steht unter Druck.
Das Ringen um gerechte Bedingungen für die Anbieter von landwirtschaftlichen Produkten ist in vollem Gang. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), zusammen mit mehreren Umwelt- und Bauernverbänden sowie der Initiative für Faire Preise (INIFAIR), hat sich kürzlich mit einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt. Ihr Ziel: faire Vertragskonditionen für Milchbäuerinnen und -bauern in der Lebensmittellieferkette zu garantieren.
Diese Initiative steht in direktem Gegensatz zu den Handlungen des Deutschen Bauernverbandes, der bisherige Bemühungen um eine Verbesserung der Verhandlungsposition von Bauernhöfen blockiert hat. Insbesondere geht es um die „Agrarorganisationen- und Lieferkettenverordnung“, wo der Verband eine Schlüsselrolle einnimmt.
Transparente Preisinformationen sind eine zentrale Forderung. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner kritisiert, dass Bauern oft ihre Preise erst erfahren, wenn es bereits zu spät ist – ein klares Ungleichgewicht zu Ungunsten der Produzenten.
Die Folge: Während die Erzeuger mit geringen Margen kämpfen, konnten Milchindustrie und Supermärkte die Preisspanne zwischen Erzeugung und Verkauf in den letzten zehn Jahren verdoppeln. Dies trägt zum Höfesterben bei und verschärft die prekäre Lage vieler Landwirtschaftsbetriebe.
Ein weiterer Aspekt dieser Problematik ist die Machtkonzentration in der Milchwirtschaft. Bemerkenswert ist Müller-Kraenners Ausdruck von Enttäuschung: „Dass ausgerechnet der Bauernverband mit der Milchindustrie unter einer Decke steckt und faire Verträge kurz vor dem Ziel ausbremsen will, ist Verrat an den Bäuerinnen und Bauern, die er eigentlich vertreten soll.“
Konkrete Maßnahmen werden in anderen Ländern bereits erprobt. Zum Beispiel haben Spanien und Frankreich zeigen können, dass eine verpflichtende Vertragspraxis zu einem positiven Trend bei den Milcherzeugerpreisen führen kann. Dies wird als Beispiel und Modell für Deutschland gesehen.
Mehr als nur Preise: Zukunft der Tierhaltung
Es geht um mehr als nur um faire Preise – es steht die Transformation der Tierhaltung insgesamt auf dem Spiel. Nur mit stabilen Einkommen und einer verantwortungsbewussten Tierhaltung lässt sich eine nachhaltige Landwirtschaft realisieren.
Die Forderung richtet sich daher direkt an die Politik: Eine entsprechende Regelung könnte hier eine Trendwende einleiten und die notwendigen Bedingungen für eine nachhaltige Landwirtschaft schaffen.
Engagement und Verantwortung
Sascha Müller-Kraenner hebt hervor: „Wir fordern Olaf Scholz auf, ein Machtwort zu sprechen und eine Vertragspflicht für die gesamte Milchmenge eines Hofes zu erlassen.“ Hiermit spricht er eine direkte Handlungsaufforderung an die Spitze der Politik aus, um langwierige Missstände zu korrigieren.
Solidarität und Unterstützung sind von anderen Landwirtschaftsverbänden und Umweltorganisationen zu erwarten, die gemeinsam für die Rechte und das Wohl der Bäuerinnen und Bauern einstehen wollen.
Empowerment der Landwirte
Das Ziel des gemeinsamen Vorgehens ist klar: Empowerment für diejenigen, die unsere Lebensmittel anbauen. Eine gerechte Lebensmittel-Lieferkette ist nicht nur aus ethischer, sondern aus wirtschaftlicher Perspektive notwendig.
Angestrebt wird eine balance zwischen Erzeugern und Abnehmern, die sowohl für den individuellen Hof als auch für den Konsumenten von Vorteil ist. Dadurch soll ein wettbewerbsfähiger und nachhaltiger Sektor geschaffen werden, der die ländlichen Gemeinschaften stärkt und zur bioökologischen Vielfalt beiträgt.
Die Initiative und der Widerstand gegen die bestehenden Missstände zeigen, wie wichtig es ist, dass sich Interessengruppen zusammenschließen und für ihren Einflussbereich kämpfen. Der Kampf um faire Preise und Bedingungen ist ein zentraler Teil des Kampfes für eine gerechte und nachhaltige Zukunft in der Landwirtschaft.
Ein Weckruf an alle Beteiligten, sich der Verantwortung für eine lebenswerte landwirtschaftliche Zukunft bewusst zu werden.