Blicken wir auf aktuelle Reformen im Berliner Rettungsdienst, die sowohl Chancen als auch Bedenken aufwerfen.
Der Innenausschuss war kürzlich Schauplatz lebhafter Debatten über die umstrittene dritte Änderung des Rettungsdienstgesetzes (RDG) von Berlin, einer Thematik, die nicht an Brisanz verliert. Schrittweise wird das RDG seit 2022 modifiziert, zuletzt mit einem Änderungsantrag am 7. März 2024.
Obwohl gerade abgeschlossen in der ersten Lesung im Plenarsaal, schwingt Skepsis mit: Werden erneut die gleichen Fehler begangen, die man bereits zu vermeiden gedachte?
„Die Intention der Koalition ist ehrenhaft, eine standhafte Abweichverordnung zu erreichen. Doch scheint man, um diesen Entwurf effektiv zu verabschieden, willens zu sein, alte Fehler zu wiederholen, was die ganze Sache sehr frustrierend macht.“, äußerte sich Lars Wieg, der Vorsitzende der Deutschen Feuerwehr Gewerkschaft (DFeuG) Berlin-Brandenburg.
In einem kontroversen Umfeld erscheint das Vorhaben, Stabilität durch Novellierungen zu bewerkstelligen, durchaus ambitioniert.
Berliner Feuerwehr: Mehr als nur eine Laufbahnoption?
Die Frage nach einem eigenständigen Laufbahnzweig für den Rettungsdienst ist nicht neu. Sie wurde von MdA Vasili Franco von Bündnis 90/Die Grünen aufgeworfen. Diese strukturelle Änderung könnte die Attraktivität der Berliner Feuerwehr merklich steigern, indem Personen direkt im Rettungsdienst tätig werden können, ohne auch die Funktion eines Feuerwehrmanns oder einer Feuerwehrfrau innehaben zu müssen.
Der demografische Wandel macht auch nicht vor dem Rettungspersonal Halt: Notfallsanitäter werden rar und Rettungsassistenten erreichen zunehmend das Pensionsalter. Sind dies nicht genügend Gründe, neue Pfade einzuschlagen und strukturelle Veränderungen ernsthaft zu erwägen?
Das Stichwort ist Reformen: Blicken wir nach vorn und entwickeln wir realistische Lösungen für akute und zukünftige Herausforderungen des Berliner Rettungsdiensts.
Wegweisend könnte hierbei die Verwirklichung eines eigenständigen Laufbahnzweigs sein, welcher nicht nur durch die Verbeamtung, sondern ebenfalls durch neue Perspektiven in der Personalentwicklung eine Bindung zum Arbeitgeber schafft.
Lars Wieg vertrat die Position, dass Personalentwicklung im gehobenen Dienst nicht zwangsläufig vom Einsatzdienst ablenkt, sondern neue Kapazitäten und Motivation schaffen kann. Sein Credo: Notfallsanitäter dürfen nicht verloren gehen, indem sie aus Mangel an Perspektiven vollends abwandern.
Innere Reformen als Schlüssel zur Attraktivität
Es ist an der Zeit, dass auch traditionell denkende Stakeholder des Rettungsdiensts ein Umdenken anstreben. Die Lösung könnte näher liegen, als man denkt: Ausbildung neuer Notfallsanitäter in einem eigenen Laufbahnzweig – eine attraktive Idee, die an Dynamik gewinnen sollte.
Wir stehen an einem Wendepunkt, an dem nur durch tief greifende und weitsichtige Veränderung Schritt gehalten werden kann mit den Anforderungen, die an die Feuerwehr und den Rettungsdienst der Zukunft gestellt werden.
Die Veränderungen im Rettungsdienstgesetz sind keine kurzfristigen Maßnahmen, sondern müssen langfristig das Fundament für einen leistungsstarken, effizienten und attraktiven Rettungsdienst bilden.
- Sich wandelnde Anforderungen an den Rettungsdienst verlangen innovative Lösungsansätze.
- Die Schaffung eines eigenständigen Laufbahnzweigs für Notfallsanitäter könnte Wandel fördern.
- Ein attraktiver und zukunftsfähiger Rettungsdienst stärkt die Gemeinschaft und rettet Leben.
Mit Blick auf die Zukunft gilt es daher, nicht Ressourcen in kurzfristige Flickwerke zu investieren, sondern eine nachhaltige und fachlich fundierte Neuausrichtung des Rettungsdiensts anzustreben.