Ein kritischer Blick hinter die Kulissen der deutschen Baunormen
Die Wohnungskrise in Deutschland spitzt sich zu: Tausende fehlende Wohnungen und kontinuierlich steigende Mieten bringen Menschen an ihre finanziellen Grenzen. Doch was sind die Ursachen? Eine SWR Recherche bringt neues Licht ins Dunkel der Baunormen und offenbart, wie sehr die Wirtschaft in die Normungsprozesse eingebunden ist.
Das DIN-Institut und die Baunormen
Bereits seit über 100 Jahren organisiert das Deutsche Institut für Normung (DIN) die Erstellung von Baunormen. Hunderte Arbeitsausschüsse setzen sich hier zusammen, um Normen zu erarbeiten, von denen angeblich alle profitieren sollen. Doch wer genau sind diese Expert:innen und inwieweit gestaltet die Wirtschaft diese Normen?
Ein Vertrag zwischen der Bundesrepublik und dem DIN schreibt vor, dass jede Norm zum gemeinschaftlichen Vorteil zu erarbeiten ist. Doch Transparenz scheint hier ein Fremdwort: Erst jetzt zeigt sich, dass die Arbeitsgruppen, insbesondere im Bereich des Bauwesens, stark wirtschaftslastig sind.
Verborgene Dokumente und die Folgen der Intransparenz
Geheime Unterlagen, die dem SWR zugespielt wurden, enthüllen: In den Ausschüssen für Baunormen, etwa bei Elektroausstattungen oder Schallschutz, sitzen bis zu 83 Prozent Vertreter:innen aus der Wirtschaft. Eine Gewichtung, die weit entfernt von der geforderten Ausgewogenheit ist.
Kritische Stimmen aus der Baubranche
Insbesondere für kleinere Unternehmen und Handwerksbetriebe bedeutet die Vorherrschaft großer Konzerne bei der Normengestaltung ein klares Ungleichgewicht. Bauunternehmer Dirk Salewski macht das deutlich: „Die Kleinen fallen hinten runter.“
Professor Christian Kersting, ein ausgewiesener Kenner des Kartellrechts, kritisiert ebenfalls die fehlende Transparenz. Sein Kommentar dazu ist klar und deutlich: „Normung ist doch kein Zeugenschutzprogramm.“
Normen und ihre Kosten
Über 3.900 Baunormen gibt es – und jede einzelne trägt dazu bei, das Wohnen teurer zu machen. Die SWR-Dokumentation stellt die zentrale Frage: Ist es überhaupt noch demokratisch legitim, wenn die Wirtschaft sich dermaßen in die Normungsprozesse einbringt?
SWR Story „Viele Normen – teure Wohnungen“
Die Dokumentation von Tatjana Mischke wird die Missstände am 16. April um 21 Uhr im SWR eingehend beleuchten. Was wird das für Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt und die Baubranche haben?
Der Film verspricht, erstmals Licht ins Dunkel einer von der Wirtschaft dominierten Normungslandschaft zu bringen, die für die explodierenden Kosten im Wohnungs- und Bauwesen mitverantwortlich ist. Eine Sendung, die aufgrund ihrer Brisanz keinem am Herzen liegenden Thema der Baubranche entgehen sollte.
Die kontroverse Diskussion um die bestehende Normungspraxis wird durch die SWR Story neuen Auftrieb erhalten. Mit repräsentativen Interviews und einer tiefgehenden Analyse dürfte diese Dokumentation einen wichtigen Beitrag zum öffentlichen Diskurs liefern.
Ohne Zweifel wird es spannend sein zu beobachten, welche Reaktionen diese Enthüllungen nach sich ziehen. Wird es zu einer Reform des Normungssystems kommen oder behalten die wirtschaftlichen Akteure weiter die Oberhand? Die Hoffnung bleibt, dass mehr Transparenz und Gerechtigkeit im Bereich der Normungsprozesse erwirkt werden kann.
„Normung ist doch kein Zeugenschutzprogramm.“
Prof. Christian Kersting, Kartellrechtler
Die gesellschaftliche Relevanz des Themas ist nicht zu unterschätzen, denn letztendlich betrifft die Wohnungsproblematik jeden. Die SWR Story leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und fördert die notwendige Debatte zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums für alle.
Verpassen sollte man diese Dokumentation nicht. Markieren Sie sich den 16. April, 21 Uhr im SWR, und seien Sie bereit für eine aufschlussreiche Sendung, die die Augen öffnen wird.