Am Vorabend des Weltfrauentags offenbart eine aktuelle Studie ernüchternde Zahlen zur Frauenquote in Führungspositionen in Deutschland.
Im Jahr 2024 zeichnet sich eine Stagnation in der Geschlechterverteilung in den Führungsetagen ab: Lediglich 24,1 Prozent der Führungspositionen werden von Frauen bekleidet. Dies ergab eine aktuelle Analyse des Informationsdienstleisters CRIF, die anlässlich des Weltfrauentags am 8. März rund 1,9 Millionen Führungspositionen ausgewertet hat. Im Vergleich dazu: Im Vorjahr lag die Quote bei 24,0 Prozent und auch 2021 war sie mit 24,6 Prozent nur unwesentlich höher.
Führungspositionen nach Bundesländern
Die Verteilung quer durch das Land zeigt beträchtliche regionale Unterschiede: Während die neuen Bundesländer wie Brandenburg (29,3 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (28,1 Prozent) und Sachsen (27,2 Prozent) eine beachtliche Frauenquote in Führungspositionen aufweisen, besteht in Ländern wie Bremen (19,5 Prozent) und Baden-Württemberg (22,1 Prozent) deutlicher Optimierungsbedarf.
Die treibenden Kräfte hinter dieser Entwicklung sind vielfältig. Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer von CRIF, erläutert, dass der Strukturwandel seit der Wiedervereinigung, der zu einem Rückgang in traditionellen Industrien und Aufschwung des Dienstleistungssektors führte, die Geschlechterverteilung in Führungspositionen beeinflusst haben könnte.
Unternehmensgröße und Frauenquote
Ein weiteres bemerkenswertes Muster zeigt sich beim Blick auf die Unternehmensgröße: In kleinen Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte bei 29,1 Prozent. Mit steigender Mitarbeiterzahl sinkt dieser Anteil auf 12,7 Prozent bei Unternehmen zwischen 101 und 500 Mitarbeitern und steigt dann bei Großunternehmen wieder an, auf 17,0 Prozent.
Ähnliche Tendenzen sind in Bezug auf den Umsatz der Unternehmen ersichtlich: Hier führen besonders Unternehmen mit weniger als einer Million Euro Umsatz (25,9 Prozent) hinsichtlich des Frauenanteils in Führungspositionen.
Eine Differenzierung nach Branchen zeigt, dass das Gesundheitswesen mit einer Frauenquote von 38,5 Prozent an der Spitze steht, während Branchen wie Maschinenbau (9,9 Prozent), Baugewerbe (10,1 Prozent) und Schifffahrt (11,4 Prozent) Nachholbedarf verzeichnen.
Aufsichtsräte: Fortschritte, aber auch da ist Luft nach oben
Ein Lichtblick allerdings ist der Anstieg der Frauenquote in Aufsichtsräten, der von 19,2 Prozent auf 20,9 Prozent verzeichnet werden konnte, obwohl nur circa 11,3 Prozent der Positionen des Aufsichtsratsvorsitzes von Frauen besetzt sind. Insbesondere Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern führen die Statistik an, während das Saarland mit 17,4 Prozent den geringsten Anteil meldet.
Für die Studie analysierte CRIF rund 1,9 Millionen Führungspositionen in über einer Million Unternehmen. Die untersuchten Positionen umfassen Geschäftsführer, Aufsichtsratsmitglieder und –vorsitzende, geschäftsführende Gesellschafter sowie Vorstandsmitglieder und –vorsitzende. Im Fokus der Aufsichtsräte standen rund 50.000 Führungspositionen.
Fazit und Ausblick
Die Ergebnisse der Analyse verdeutlichen, dass, obwohl Fortschritte erkennbar sind, weiterhin großer Handlungsbedarf im Kampf um Gleichstellung in der deutschen Wirtschaft besteht. Die Auswertung zum Weltfrauentag gibt Anlass zur Reflektion und zeigt Handlungsfelder auf, in denen Politik und Wirtschaft gemeinsam aktiv werden müssen.
Es gilt, die Ursachen für die regionalen und branchenspezifischen Unterschiede zu ergründen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen weiter zu erhöhen und damit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis in der Berufswelt näherzukommen.