Klimawandel im Ostseeraum: Fische wählen bei Wärme die Magerkost
Die Klimaveränderungen beeinflussen das Ökosystem der Ostsee signifikant, wie jüngste Studienergebnisse veranschaulichen. Forschungen zum Mageninhalt von Ostseefischen legen dar, dass Fische bei höheren Wassertemperaturen ihre Nahrungspräferenzen anpassen und auf eine weniger energiereiche Kost umsteigen. Dies könnte sich auf lange Sicht negativ auf die Populationen auswirken.
Fische reagieren auf Temperaturanstieg
Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung sowie der Universität Jena haben herausgefunden, dass mit ansteigenden Temperaturen, verursacht durch den Klimawandel, eine Umstellung der Ernährung bei den Fischen beobachtet wird. Die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass Fische zunehmend zu einer Nahrung wechseln, die zwar leichter verfügbar, aber energieärmer ist, wie zum Beispiel kleine Krebstiere, Würmer und verschiedene Weichtiere.
Da der erhöhte Stoffwechsel der Fische bei Wärme eigentlich einen höheren Energieverbrauch bedeutet, wäre zu erwarten, dass sie mehr kalorienreiche Nahrung aufnehmen. Doch Benoit Gauzens, Erstautor der Studie, betont, dass die Anpassung der Nahrungssuche möglicherweise ineffizient im Kontext des Klimawandels ist.
Analyse historischer Daten
Das Forscherteam untersuchte Mageninhaltsdaten von sechs ökonomisch bedeutenden Fischarten. Die Proben stammten aus der Kieler Bucht und wurden in den Jahren zwischen 1968 und 1978 gesammelt. Die historischen Daten ermöglichten einen Einblick, welche Beute die Fische bei unterschiedlichen Wassertemperaturen zu sich nahmen.
Bei steigenden Temperaturen fand die Studie eine deutliche Veränderung in der Nahrung der Fische. Die Tiere stellten von selteneren, energiereichen Beutetieren auf häufiger vorkommende, jedoch energieärmere um. Die Ergebnisse sind besorgniserregend, denn Modellrechnungen zufolge können die Fische auf diese Weise ihren Energiebedarf nicht ausreichend decken, was langfristig zu einer Gefährdung der Populationen führen könnte.
Wissenschaftliche Implikationen
Für die Forschenden ergeben sich nun weitere Fragen, die es zu klären gilt. Benoit Gauzens erklärt, dass die Anpassung der Nahrungsgewohnheiten ein wichtiger Faktor für die Aufrechterhaltung einer hohen Artenvielfalt sei. Es ist daher überraschend und beunruhigend, dass sich dies bei höheren Temperaturen nicht notwendigerweise der Fall ist. Deshalb plant das Forscherteam, ihre Modellrechnungen nun mit Beobachtungen in natürlichen Ökosystemen zu überprüfen.
Die Studie wirft Licht auf die feinen Mechanismen des Ökosystems Ostsee und unterstreicht die Bedeutung von langfristigen Datensätzen für das Verständnis der Einflüsse des Klimawandels auf maritime ökologische Gemeinschaften. Sie betont die Wichtigkeit, den Klimawandel als zentralen Bestandteil in die Erhaltung und das Management von Fischpopulationen einzubeziehen.