Die Intensität des öffentlichen Interesses an der artgerechten Haltung von Schweinen verdeutlicht eine kürzlich lancierte Petition, die bereits 10.000 Unterstützer gefunden hat.
Ein Appell an das höchste Gericht
Ein unmissverständlicher und dringender Appell erreicht das Bundesverfassungsgericht. Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt und fünf weitere bedeutende Tierschutzorganisationen appellieren an Prof. Dr. Stephan Harbarth, den Präsidenten des Gerichts, sich mit dem Normenkontrollantrag zur Überprüfung der Schweinehaltung zu beschäftigen.
Die Initiative reagiert auf die Überlegungen des aktuellen Berliner Senats, den Antrag möglicherweise zurückzuziehen. Die Justizsenatorin Felor Badenberg hat in einer Sitzung am 6. März 2024 eine solche Möglichkeit angedeutet. Dem gilt es entgegenzuwirken, um eine Einstellung des Verfahrens zu verhindern.
Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, erklärt, dass normalerweise davon abgeraten wird, dass Privatpersonen Einfluss auf Gerichtsentscheidungen nehmen. In diesem Fall jedoch sei die Situation anders.
Das Leiden der Schweine in der heutigen Haltung
Die Haltung von Schweinen in der Zucht und Mast wirft kritische Fragen auf, wenn diese an die Maßstäbe des Grundgesetztes und des darin verankerten Staatsziels Tierschutz gehalten werden.
In Deutschland werden 24,7 Mio. Schweine gehalten – die meisten davon in Betrieben mit mehr als 1.000 Schweinen. Unter den Haltungsbedingungen sind vor allem die Vollspaltenböden, Kastenstände und das Fehlen von Beschäftigungsmaterial problematisch. Diese führen nicht nur zu physischen Erkrankungen, sondern auch zu Verhaltensstörungen wie Schwanz- und Ohrenbeißen.
Die Situation ist alarmierend, wie Zahlen belegen. Laut der Landwirtschaftszählung 2020 des Statistischen Bundesamts sind 96 % der Haltungsplätze mit Spaltenböden ausgestattet. Vollspaltenböden sind dabei besonders schädlich für das Wohlbefinden der Tiere.
Reaktionen aus der Wissenschaft und die Folgen
Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stellte bereits im Jahr 2015 fest, dass die Haltung auf Vollspaltenböden zu „bedeutenden Beeinträchtigungen des Tierwohls“ führt.
Auch die Einzelabferkelbucht mit dem sogenannten „Ferkelschutzkorb“ sowie Kastenstände in der Sauenhaltung führen neben physischen Problemen zu enormen Einschränkungen im natürlichen Verhalten der Tiere.
Die Petition – eine Chance für den Wandel
Die Petition richtet sich direkt an den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts und soll das große öffentliche Interesse an einem Urteil zur Schweinehaltung zum Ausdruck bringen.
Im Fokus steht die Frage: Ist die derzeitige Praxis der Schweinehaltung mit dem Grundgesetz vereinbar? Eine Antwort darauf erwartet die Öffentlichkeit gespannt.
- Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
- Bundesverband Tierschutz e.V.
- Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
- Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
- PROVIEH
- VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Durch die Unterstützung der Bevölkerung kann ein Meilenstein für den Tierschutz erreicht und Geschichte geschrieben werden. Wer die Petition unterstützen möchte, findet diese online.
Eins steht fest: Die Massentierhaltung, wie wir sie heute kennen, steht auf dem Prüfstand und die Zivilgesellschaft, zusammen mit starken Tierschutzorganisationen, macht Druck für eine bessere Zukunft der Schweine.